Landstädte: Chancen grüner Entwicklung außerhalb von Metropolräumen

Am 22.08.2019 hatte der FGL zum dritten Mal zusammen mit den Landesverbänden von bdla und DGGL zu einer Fachtagung im Vorfeld des gemeinsamen Sommerfestes eingeladen. Das Thema „Landstädte: Chancen grüner Entwicklung außerhalb von Metropolräumen“ lockte rund sechzig Teilnehmer ins historische Rathaus von Wittstock/Dosse.

Landstädte: Chancen grüner Entwicklung außerhalb von Metropolräumen

Foto: Teilnehmer der Podiumsdiskussion unter Moderation des DGGL-Vorsitzenden Philipp Sattler waren James Miller Stevens, Dr. Nicole Uhrig, Petra Kind, Martin Erdmann, Eike Richter, Bernhard Schwarz und Oliver Hoch (v.l.n.r.)

Am 22.08.2019 hatte der FGL zum dritten Mal zusammen mit den Landesverbänden von bdla und DGGL zu einer Fachtagung im Vorfeld des gemeinsamen Sommerfestes eingeladen. Das Thema „Landstädte: Chancen grüner Entwicklung außerhalb von Metropolräumen“ lockte rund sechzig Teilnehmer ins historische Rathaus von Wittstock/Dosse.


Die Fachtagung eröffnete Martin Erdmann als FGL-Vorstandssprecher für Stadtentwicklung. Nach einem Grußwort von Wittstocks Bürgermeister Jörg Gehrmann gab der bdla-Landesvorsitzende Eike Richter eine thematische Einführung.


Die Vortragsreihe starteten die Hochschullehrer James Miller Stevens von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und Prof. Nicole Uhrig von der Hochschule Anhalt in Bernburg. Mit Daten und Fakten zeigten sie, welche Auswirkungen grüne Infrastrukturen auf die Lebensqualität haben und welche Chancen Freiräume außerhalb von Metropolstädten bieten.

Dem Input aus der Wissenschaft folgte ein Beitrag aus der Baukultur. Petra Kind von der Baukulturinitiative Brandenburg bei der Bundesstiftung Baukultur gab einen Überblick über die aktuellen Projekte der Stiftung in Brandenburg. Im Anschluss stellte Bernhard Schwarz als Geschäftsführer des Büros sinai Landschaftsarchitekten GmbH Ideen, Impulse und Ziele der Landesgartenschau in Wittstock/Dosse vor und gab Antworten auf die Frage, warum das erfolgreiche Projekt schon heute als Impulsgeber für Stadt und Region gilt.

Als Input für eine abschließende Podiumsdiskussion zog Oliver Hoch für die Veranstaltung ein Fazit in den folgenden zehn Thesen:


Die Ausstrahlung der Metropolregionen nimmt zu
Wachsende Metropolregionen erzeugen schnell wachsende Einflusskreise für mögliche Wohnstandorte und sekundär auch Stadtfluchtbewegungen. Die Landesplanung ist gefragt, diese Tendenz auf allen relevanten Ebenen zu antizipieren und zu gestalten.

Landstädte rücken als Entwicklungsschwerpunkte in den Fokus
Für die meisten Landstädte ergeben sich aus der wachsenden Ausstrahlung der Metropolräume neue Entwicklungsmöglichkeiten. Als Grund- und Mittelzentren sind sie zu Recht gesetzte Kerne weiteren Wachstums.

Verkehrsanbindung wird konstitutiv
Für Kleinstädte innerhalb der Ausstrahlungsräume ist die Verkehrsanbindung zu den Oberzentren von großer Bedeutung, für Städte außerhalb dieser Ausstrahlungsräume wird das Entwicklungspotential zur alleinigen Funktion der Verkehrserschließung. Die umweltverträgliche Einbindung der Landstädte in das Verkehrsnetz ist daher als alte Kernforderung zu erneuern und zügig zu vervollständigen.

Digitale Einbindung verändert das Wohnortwahlverhalten
Die periphere Lage kleinerer Städte verliert ihre Rolle als begrenzender Faktor umso schneller, je flächendeckender und leistungsfähiger die digitale Einbindung sichergestellt werden kann. Mit steigendem Anteil von Homeoffice-Tätigkeiten wird die Wohnortwahl zur Funktion der erwarteten Lebensqualität. Damit besteht auch die Chance, Pendlerströme wirkungsvoll zu begrenzen.

Innenstädte haben große Chancen
Aufgrund der wachsenden Attraktivität städtischer Räume werden auch die Innenstädte kleinerer Städte von steigenden Bodenpreisen erfasst. Bespiele zeigen, dass die Innenstädte auch im ländlichen Kontext sehr lebendig sein können. Hier gilt es, Erkenntnisdefizite durch Forschung und Lehre nachzuarbeiten, die Entwicklung aktiv zu gestalten und Fehlentwicklungen zu korrigieren.

Freiräume in kleinen Städten werden wertvoller
Mit steigenden Bodenpreisen sind auch in kleineren Städten Freiräume wachsendem Rechtfertigungsdruck ausgesetzt. Aus dieser Entwicklung resultieren zu Recht steigende Anforderungen an die Qualität der Freiraumqualifizierung- und Gestaltung.

Freiräume der Kleinstadt erfordern eine spezifische Betrachtung
Im Gegensatz zur hochausdifferenzierten Intensivnutzung großstädtischer Grün- und Freiflächen werden Freiräume in Kleinstädten werden häufig sehr vielfältig und nur punktuell intensiv genutzt. Zeitweiser Nutzung etwa von Marktplätzen steht ihre Funktion als städtebaulicher Mittelpunkt und Identifikationszentrum gegenüber. Planerisch bedürfen sie daher sorgfältiger Funktionsanalysen und anspruchsvoller Planung.

Gut gestaltete Freiräume haben sich als Entwicklungsmotor kleiner Städte bewährt
Nicht zuletzt die brandenburgischen Gartenschauen zeigen an Beispielen wie Luckau, Oranienburg und Wittstock, was gut gestaltete Freiräume und speziell die grüne Infrastruktur für die Stadtentwicklung bedeuten.

Die qualifizierte Koordinationsleistung der Verwaltung ist unentbehrlich
Wo Städte wachsen, muss eine fachlich fundiert arbeitende Verwaltung diesen Prozess koordinieren und gestalten. Eine funktionierende kommunalen Selbstverwaltung ist dabei für die angemessene Nutzung endogener Potentiale konstitutiv und durch die Landespolitik zu stärken.

Bekenntnis zum baulichen Erbe setzt Visionen keine Grenzen
Freiräume in Landstädten werden sich vor allem unter sozialen und baukulturelle Aspekten qualifizieren müssen. Dabei wird ein einfühlsamer und wertorientierter Umgang mit dem kulturellen Erbe zukunftsorientierten Planungen und punktuell auch visionären Gestaltungen nicht entgegenstehen.


Philipp Sattler hatte den Tag als Moderator mit sicherer Hand geleitet und konnte sich freuen, einige der Teilnehmer auf dem anschließenden Sommerfest nochmals begrüßen zu dürfen.

Kontakt:

Oliver Hoch
Fachverband Garten-, Landschafts-
und Sportplatzbau Berlin und Brandenburg e. V.
Jägerhorn 36 - 40
14532 Kleinmachnow
Fon: 03 32 03 – 88 96 - 0
Fax: 03 32 03 – 88 96 - 29
Email: hoch@galabau-berlin-brandenburg.de
Internet: www.galabau-berlin-brandenburg.de

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